Anleitung zur Unmündigkeit

Bei meinem Spaziergang am Sonntag bin ich an zwei Grüppchen vorbeigekommen. Die Spaziergänger fragten die Angler, ob nicht die Fischereibehörde mal vorbeikomme, dort unten, im Naturschutzgebiet, würde immer geangelt werden. Ich fragte mich, warum Menschen so versessen auf Vorschriften sind statt selbst aktiv zu werden. Gewohnheit? Für alle die, die jetzt mitmachen wollen…

Manifest der Unmündigen

Zunächst mal müssen wir abgrenzen, wer denn eigentlich Unmündig sein kann. Prinzipiell sind Kinder unmündig. Denn sie erfüllen per se die Definition, dass sie ihre Vernunft nicht selbst kontrollieren, sondern durch ihre Eltern kontrolliert sind. Sie sollen so zu guten Menschen heranwachsen. Auf der einen Seite ist das Wahr. Durch unser soziales Umfeld und das soziale Korrektiv, werden wir zu einem Teil einer Kultur. Die moderne Version des sozialen Korrektivs ist das des Mobs in den Sozialen Medien, der über jeden her fällt, der nicht Mainstream denkt und handelt.

Das ärgerliche an manchen höheren Instanzen ist, dass sie uns eher kaputt machen, als das sie uns helfen. Wenn man uns erklärt, wie wir zu sein haben und dieses sein gegen unsere natürliche Entwicklung strebt – die eben mehr ist als nur eine mechanistische Abfolge von Neuronenaktionen – dann kann das ganze böse Enden. So erziehen wir uns die Kinder, die unsere Idee fressen.

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Kant

Verstand

Um die Dinge zu verstehen, müssen sie in irgendeiner Form verknüpft werden. Aus dem Kontext entsteht die Bedeutung. Mit dem Verstand können wir die Welt erst begreifen, fassen. Man könnte auch sagen, es ist der mechanistische Teil unseres Erkenntnisapparats.

Die Welt zu verstehen bedeutet, in ihr wirken zu können. Das geht auch ohne, ist aber mit Verstand effektiver und überlebensnotwendig. Die Praktiken, die es und ermöglichen zu überleben, wollen angelernt sein. Kinder lernen von ihren Eltern, die Azubis von den alten in ihrem Fach und auch unter angehenden Akademikern soll es vorkommen, dass sie etwas von ihren Profs lernen. Aber alle sind zu diesem Zeitpunkt noch abhängig und nicht in der Lage ihren Verstand ohne die Anleitung eines dritten zu bedienen. Ihnen wird gesagt, wie sie denken sollen und müssen, damit sie das verstehen, was die Kultur oder Doktrin vorgibt und als Wahrheit anerkennt.

Selbstverschuldung

Bis zu diesem Zeitpunkt kann man niemanden einen Vorwurf machen. Danach aber ist in jeder Stufe der persönlichen Evolution die Möglichkeit, sich zu einem aufgeklärten und wirklich erwachsenen Menschen zu entwickeln.

Für uns bedeutet das, dass wir uns niemals unserer Vernunft bedienen dürfen, die all das gelernte womöglich neu sortiert. Wir dürfen nicht über das hinaus denken, was uns die Bücher und die Kultur, in der wir aufgewachsen sind, vorgibt.

Noch besser ist, dem ganzen sich zu unterwerfen und litugisch nachsprechen, was uns der Fernseher sagt. Je lauter und blumiger, desto besser für den Geldbeutel, der Reichweite und dem eigenen Status.

Mutlosigkeit

Und der letzte Schritt ist schon fast einfach: Sei Mutlos. Wage es nicht dem Mob zu widersprechen. Habe keine eigene Meinung und wenn doch, sage sie niemanden.

Schwimme mit dem Strom. Mach das, was alle machen. Nicke, wenn die Eliten und Akademiker etwas sagen. Folge gehorsam den Befehlen und Anweisungen, egal ob du sie für richtig hält oder nicht.

Wehe dem, der es doch wagt, aus den Normen, den Moralen und der Ethik auszubrechen. Von Ausgrenzung über Diffamierung bis hin zu Gemeinschaftsentzug kann alles dabei sein – in so fern Deine Kultur „human“ ist, aber selbst dann wäre Mord ein legitimes Mittel.

Es wird dir also einfach gemacht, mutlos zu sein. Denn nur ohne Mut bist Du dabei, ohne Meinung darfst Du sprechen und ohne Vernunft darfst du handeln.

Viel Spaß beim Unmündig sein!

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