In der jüngeren Vergangenheit ist zu beobachten, dass die Meinungsfreiheit mehr und mehr einer Wahrheitsdiktatur geopfert wird. Wichtig ist, was das Kollektiv denkt und vermutet zu wissen, gefährlich ist individuelle und subjektive Gedankenvielfalt. Dabei werden einige Dinge übersehen, denn Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Wissen, Glaube und Meinung.
Eine Meinung ist etwas individuelles, was subjektiv nicht als Wahr oder Falsch beurteilt werden kann. Auf „ich bin der Meinung dass“ kann man also nicht sagen „falsch“. Vielmehr müsste man das Wissen anlegen, mit dem das Individuum zur Meinung kommen kann, dass seine alte Meinung falsch war. Man muss dazu mit kognitiven Dissonanzen umgehen können, aber auch offen, neu- und wissbegierig sein. Alles andere wäre ein Quell des Aberglaubens, also einer Meinung, die nur noch durch Hilfskonstrukten aufrecht erhalten werden kann und in ihrer Verteidigung gerne mit „aber…“ beginnt 🙂
Auch wenn die Meinung frei sein soll, muss sie an sich nichts besonderes sein. Sie ist jedoch das, was das Subjekt fühlt und muss deshalb sagbar sein. Es bedarf selbstverständlich der Bildung und persönlichen Entwicklung auf der einen Seite, und das Wissen um Rhetorik, Marketing (aka. Propaganda) und der Psychologie auf der anderen, um das Gesagte einordnen zu können. Man muss auch auch viele Meinungen hören und kennenlernen. Nur dann kann das Individuum seine eigene Meinung trainieren um Aberglauben von guten und später von fundierten Meinungen zu unterscheiden.
Der Glaube
Glaube ist etwas stärker. Glaube ist, wenn man subjektiv von einer Idee überzeugt ist. Politiker glauben an den Staat. Priester an Gott. Es ist eine Überzeugung, die Objektiv nicht bewiesen werden kann – in meinen beiden Fällen, weil es diese Entitäten nicht gibt sondern eine Idee und/oder Hilfskonstrukt sind.
Aktuell ist es so, dass man die Meinung der Wissenschaften für Wahr hält und dazu hernehmen möchte, Normen die Kommunikation und Interaktion unter den Menschen festzulegen. Dabei muss man die Lehrmeinung zugrunde legen. Die Lehrmeinung ist aber keine Meinung, die viele Menschen vertreten, denn, wenn jemand subjektiv überzeugt ist, dann spricht man von Glauben. Es geht also darum, den Lehrglauben – um es sprachlich korrekt auszudrücken und der Bedeutungsverschiebung zu entgehen – zur Grundlage unserer Gemeinschaft zu machen. Wir hatten das schon mal. Im Mittelalter. Auch damals war der Lehrglaube maßgebend. Aber dank der Erkenntnisse der Ökologie und Soziologie merkt das das Objekt Mensch nicht.
Und auch die öffentliche Meinung muss kritisiert werden. Müssen wir hier nicht auch von einem Glauben sprechen? Was unterscheidet die Lehrmeinung von einer Kollektivmeinung? Was ist der Unterschied zwischen einer Mehrheit an Professoren und einer Mehrheit an Menschen, wenn sie jeweils eine gleiche bis ähnliche subjektive Meinung von etwas haben? Es ist also gut möglich, dass die öffentliche Meinung nichts anderes ist als ein allgemeiner Glaubenssatz oder ein Narrativ. Es spielt keine Rolle ob dieses in einem Buch steht oder sich jeder anhand einiger Eckpfeiler selbst zusammengesponnen hat. Am Ende ist es die nicht beweisbare Überzeugung vieler und damit Glaube. Meiner Meinung nach 🙂
Das Wissen
Und dann wäre da noch das Wissen. Das Wissen ist intersubjektiv. Was A für wahr hält muss auch B für wahr halten, weil es objektiv so ist. Ein Baum ist ein Baum, da hilft kein Glaube und keine Meinung. Auch die Farbe Gelb ist Gelb, egal wie jeder sie ganz individuell repräsentiert bekommt oder nennt. Wissen ist beweisbar, vor allem naturwissenschaftliches Wissen.
Eine Beschreibung des Menschen hingegen ist nicht automatisch die Natur des Menschen, es ist oft nur seine Kultur. Wenn bestimmte Rahmenbedingungen eingehalten sind (Gehorsam, Gläubigkeit, begrenztes Eigentum, Ängstlichkeit, usw.) , wird er auch auf bestimmte Art und weiße agieren. Kulturen mit mehr oder weniger Scham, oder welche mit mehr oder weniger Angst, werden anders auf Einflüsse reagieren, als wir es in Europa und den USA tun. Ergo müsste auch jeder Mensch erst mal der gleichen Kultur angehören damit man dann globale Entscheidungen treffen kann. Meiner Meinung nach ist das das Ziel des Internationalismus (auf der linken Seite) und des Globalismus (auf der rechten Seite).
Und die Gesellschaft?
Meinung ist heute, in der modernen Gesellschaft, kein hohes Gut. Meinung ist etwas sehr individuelles. Statt vielen Meinungen gibt es nur noch „eine legitime Meinung“, alles andere muss und wird mit jeder möglichen psychischen und physischen Gewalt ausgelöscht. Seien es Verleumdungen, Denunziation, Sperrungen. Löschungen, Ausgrenzung, … Die Methoden der narzisstischen Gesellschaft ist lang. Für den Mainstream gilt, dass nur er alleine die einzig richtige Meinung habe. Wobei, wir haben gerade gelernt, dass dies Glaube ist. Es gibt also nur noch einen Glauben. Das passt auch zu den Kollektivisten. Sie benötigen dieses eine Ding, etwas Monistisches. Mit Vielfalt, Pluralität und eben Meinung können sie nicht arbeiten.
Diese Gesellschaft baut heute sehr auf die Wissenschaft mit dem einen gültigen Lehrglauben. Wie man sich irren könnte, wenn man dies als Kollektiv verfolgt, wissen vor allem Physiker – oder sollten sie. Es kann also ein Irrglaube sein, mit der Wissenschaft die Probleme des Kollektivs zu lösen.
Trotzdem; mit Wissen, so glaube ich, könnten wir in der Natur Funktionsweisen finden, die wir auf ein Gemeinschaftswesen übertragen können. Der Unterschied zum Mainstream-Philosophie heute ist der, dass ich den Mensch nicht als Versuchsobjekt sehe. Meine Denkweise ist weder objektiv von reduktionistisch sondern subjektiv und abstrakt. Es kommt also auf das Individuum an und auf seine Freiheit. Der Liberalismus der individuellen Systeme ist die Grundlage meiner Denkweise.
In einem funktionierenden Ökosystem – also nicht irgendwelche Kulturen, sondern die freie Natur – gibt es fast nur eine Entwicklung: die hin zur Vielfalt. Wenn wir die Abhängigkeiten oder Grundbedingungen dafür beschreiben können und sie auf die Gesellschaft übertragen, können wir eine natürliche Gemeinschaft bilden. Grob umrissen wird sie sich lebendig entwickeln und vielfältig ausgeprägt sein. Wir werden vor allem friedlich und im Einklang mit der Umwelt und der Natur leben und diese in ihrer erweiterten Leiblichkeit einschließt – was vielleicht aufgrund unseres Bewusstseins notwendig sein dürfte, wenn nicht wieder archaisch wie bis zum heutigen Tag leben möchten. Mit dem Wissen über die Natur, abstrakt und allgemeingültig, können alle Menschen zu einer Einheit zusammenwachsen. Und nicht nur die Menschen, alles Leben auf unserem Planeten wäre in dieser Idee eine Einheit, die voneinander und miteinander lebt.