Die Debatte um das Gendern ist voll entbrannt. Gendern heißt, dass wir der Sprache das Geschlecht entziehen wollen, in etwa so wie im englischen, dass alles Sachlich sei. Für Physikalisten und Humanisten ist das sicher eine abgemachte Sache, dass alles in unserer Welt etwas unbedeutendes ist und keine besondere Betonung verdient. Dabei ist Gendern eigentlich der falsche Begriff.
Gendern heißt, jemanden in die männliche oder weibliche Ecke zu rücken. Dabei ist es ein Anti-Gendern. Der Sprache soll das Geschlecht ja entzogen werden. Naja, dass nicht immer drin ist, was drauf steht, sollte jeder gebildete Bürger bereits kennen.
Vornehmlich soll es darum gehen, die sprachliche Ausbildung von Begriffen so weit zu verändern, dass man ihre Herkunft nicht mehr anmerkt. Diese ist aus einer Zeit, in der die Rollenteilung noch sehr extrem war, als Mädchen noch rosa trugen, Jungs hingegen blau. Vor allem die Berufsbezeichnungen sind hier Betroffen, da die meisten Berufe unserer technologiebasierten Gesellschaft, durch Männer ausgeübt wurden. Der Kellner (?), der Maurer, der Arzt, usw.
Dabei wird unterstellt, dass diese Bezeichnungen einen diskriminierenden Charakter hätten, würde man die männliche Form weiterhin verwenden. Konkret heißt das, weil die Namen patriarchalen Ursprung sind, sind sie diskriminierend.
Sprachwissenschaftlich befinden wir uns hier im Mittelalter… Es ist ein veraltete und widerlegte Idee, dass die Bedeutung im Ursprung des Wortes stammt. Wir sprechen hier von einer idealistischen Weltauffassung, die jene Menschen an den Tag legen. Was aber macht die idealistische Philosophie, die heute ohnehin kaum mehr vertreten wird, in einer materialistischen Gesellschaftsströmung? Weil man damit so schön Politik machen kann? Und warum sind eigentlich Marx und Lenin keine alten weißen Männer? Okay, ich schweife ab 🙂
Eine weiteres Argument ist, dass es psychologisch etwas bewirkt, wenn man sich das anhören müsse. Die Frage ist, was es bewirken soll. Am Ende entsteht Bedeutung im Kontext. Das heißt, wer einen liberalen Geist in sich trägt, der hat kein Problem mit den Begriffen. Wer aber ideologisch so derart Anti-Patriarchalisch eingestellt ist, den triggert es eben, wenn ein Wort eine männliche Form besitzt. Und da es inzwischen eine entsprechende Gegenbewegung unter Männern gibt, quasi der Beginn eines neuen Patriarchats – danke Feminismus, wir (liberalen) waren auf dem besten Weg das hinter uns zu lassen – wird es nicht ausbleiben, dass es Menschen geben wird, die sich an der weiblichen Form eines Wortes stören werden…
Unter dem Strich haben also nur jene ein Problem mit der Sprache, die bereits anderweitig nicht auf der Höhe der Zeit sind. Gendern ist, ganz im Sinne der christlich-sozialistischen Gesellschaftsordnung, ein Weg zurück ins (dunkle) Mittelalter. Universitäten, das Propaganda… ähh freie Staatsfernsehen, kirchliche Einrichtungen, Parteien, die meisten, die gerne andere beherrschen wollen und mit Hingabe einem platonischen Staat entgegenstreben, machen mit und nehmen dementsprechend Einfluss, indem sie das tun, was sie der alten Form der Worte unterstellen: sie manipulieren den, von ihnen selbst unbemittelten, Menschen.
Sowohl die Idee hinter dem Gendern, als auch die Konklusio lassen darauf schließen, dass wir es hier nicht mit Sprachwissenschaftlern und Psychologen zu tun haben, wie sie vorgeben zu sein, sondern mit Ideologen einer Minderheit, die möglicherweise nur missbraucht wird, um Politik zu machen und uns geradewegs in das führt, was wir eigentlich bekämpfen wollten. Hierarchische, weiße, patriarchalische Strukturen. Ob das gewollt war und ist?
Ergänzung: Wenn die Sprache das Problem ist, warum ist im englischsprachigen Raum dann nicht alles besser, ganz ohne Geschlecht?