Rechts vs. Links

Ich kritisiere die Linke ja schon sehr oft, obwohl ich mich selbst als eher Links einordne. Manchmal. In manchen Dingen bin ich aber Rechts. Ich bin kein linker Rechter und auch kein rechter Linker. Stehe ich auf beiden Seiten der Medaille? Wir kann ich das an Rechts und Links dann festmachen? Dazu habe ich mir zwei Erklärungen parat gelegt. Nach meiner Ansicht, gibt es zwei Arten von Medaillen, eine politische und eine gesellschaftliche.

Die politische Dimension

Unter der politischen Dimension verstehe ich alle dem politischen und strategischen Handeln zugrundeliegenden Ideologien.

Im Politischen trennt die beiden Parteien zunächst die Art und Weiße, wie Recht entsteht.

Rechts steht dem Naturrecht sehr nahe. Das heißt, das Recht ist eher beschreibender Natur. So wie wir Menschen übereinkommen, so wird aufgeschrieben, was Recht ist. Das BGB ist in weiten Teilen so geschrieben. Natürliche Rechte sind Abwehrrecht, kann man auch sagen. Es hält uns Dinge vom Leib. Vorteil ist, dass es die Menschen nicht kategorisiert, Nachteil, dass es Rebellen braucht, die es permanent prüfen um nicht hoffnungslos zu veralten. Es kann nur aktiv gelebt werden, weshalb es gerade in konservativen Kreisen eher verarmt statt zu blühen.

Die Linke ist eher Team Vernunftrecht. Rechte sind in diesem Fall positiv, dass heißt, sie werden erteilt wie ein Führerschein. Dadurch werden Menschen kategorisiert in die, die das Recht erhalten und jene, die es das nicht. Vorteil ist, dass nicht über Generationen wachsen muss und sofort zur Verfügung steht, der Nachteil aber, dass die Vernunft auf Willen beruht und somit jeder für jede Schandtat zu haben ist. Es verkörpert das, was man will, nicht das was man ist. Der Mensch ist passiv beteiligt, es bedarf kein aktive Beteiligung, um es zu optimieren, dass könnten einige wenige auch alleine.

Eine weitere Trennlinie ist die Philosophie.

Die politische Rechte setzt auf Liberalismus, Freiheit, Selbstbestimmung, Verantwortung und steht eher dem Idealismus nahe. Kurz gesagt, sie setzt sich für den Menschen als Subjekt ein. Die entstehenden Gesellschaften und Kulturen haben alle für sich eine Daseinsberechtigung. Die Meinung jedes einzelnen zählt, auch wenn sie noch so krude ist. Der Mensch ist vollkommen, allein sein Soziales Umfeld, also Staat, Religion und Kultur sind für seinen degenerierten Zustand verantwortliche und sind deshalb im Zaum zu halten, damit er sich und seine Kultur von innen heraus entwickeln kann, was durchaus ein Generationenprojekt ist.

Auf der politischen Linken Seit finden wir Marxistisches, totalitäres Gedankengut und ein materialistisches Weltbild. Der Mensch ist das Objekt der Begierde und dient allein dem Zweck. Menschen sind an und für sich unvollkommen und benötigt einen starken Staat. Der Mensch muss im Zaum gehalten und kultiviert werden, aus seiner Natur heraus wird er es nicht. Aus dem Materialismus kommt noch die mechanische Weltsicht hinzu. Wenn man nur ganz genau weiß, wie der Mensch denkt und handelt, dann ist er steuerbar wie die Biologie und die Physik.

Vielleicht kann man diese Trennlinien verfeinern und auch weitere hinzufügen, für mich jedoch sind es die prägnantesten.

Die bürgerliche Dimension

Mit der bürgerlichen Dimension meine ich das, was man im Sinn hat, wenn man von Rechts oder Links, zum Beispiel in den Medien oder im Freundeskreis, spricht.

Wenn man von Rechts spricht, denkt man an autoritäre und vielleicht auch, je nach Bildungsgrad, totalitäre Strukturen, während man bei der Linken an Liberalismus denkt.

Die Rechte Szene ist, so denkt man, durchsetzt von Esoterikern und alternativen Wissenschaften, zum Beispiel den Geschichtsrevisionisten, während die Linke sich an der Wahrheit und der echten Wissenschaft orientiert, also wirklich objektiv ist.

Rechts bedeutet Konservativ zu sein und das Patriarchat zu verteidigen. Links ist im bürgerlichen Sinne progressiv und rebellisch.

Rechts bedeutet Ausgrenzung, Links Inklusion.

Das bürgerliche Rechts-Links-Sprektrum ist vor allem durch Vorurteile kategorisiert, die uns durch Politik und Kultur so vermittelt wurden. Es ist das Ergebnis erfolgreicher Kommunikation.


Angesichts der Differenz zwischen den politischen und bürgerlichen Inhalten, kann ich nicht nur Links oder nur Rechts sein. Deshalb bin ich bürgerlich Links und politisch Rechts.

Ich kann bei beinahe allen Ideen mehr oder weniger mitgehen. Ich erkenne deren Sinn und die Notwendigkeit der bürgerlichen Linken. Mit der Interpretation und der Realisierung dieser hingegen überhaupt nicht.

Die politische Linke schadet der bürgerlichen Linken indem sie Widerstand erzeugen. Statt über Generationen hinweg eine neue und kulturell verankerte Idee einer freien Welt zu erreichen, in der alle dabei sind, erzeugen sie eine Gegenpartei, die das immer zu verhindern versuchen will. Der Zwang, kurzfristig erfolge zu feiern erfordert Mittel, die alles andere als Nachhaltig sind. Es ist eine Kultur entstanden, die alles will und zwar sofort, ohne Rücksicht auf Verluste, wie man in den letzten Jahren gesehen hat, in denen ich viele bürgerliche Linke plötzlich in der politischen Rechten wiedergefunden haben. Alles nur weil es das egozentrische Ziel ist, binnen einer Lebensspanne Profite zu verzeichnen, statt die Probleme von der Wurzel her und damit über viele Jahrzehnte hinweg. Politik ist das Problem, nicht die Lösung – ich werde es noch mehrmals wiederholen.

Weil ich aber der Meinung bin, dass Veränderung nur dann nachhaltig ist, wenn sie von Grund auf gedacht und von jedem mitgetragen wird, dass sie nichts ist, wenn sie befohlen und mit jeder Art von Gewalt, ob physisch oder psychisch, durchgesetzt wird und letztlich nur ein unnötige Opposition erzeugt – was nicht heißt, dass es keine Kritiker und Skeptiker geben darf, es muss sie, um zu prüfen ob die Veränderung nötig ist und wenn ja, sie bestand haben soll – deshalb bin ich Lechts, oder Rings, ich kann mich nicht nicht entscheiden 🙂

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