Stockholmsyndrom und Interpunktionsproblem

Das Stockhomsyndrom dürfte den meisten bekannt sein: Geiseln beginnen nach einer Weile in Gefangenschaft Verständnis für den Geiselnehmer zu entwickeln. Sie beginnen Beispielsweise Dritte um Nachsicht mit dem Verbrecher zu bitten oder bauen nach der Tat eine Beziehung zu ihm auf.

Bei der Interpunktion geht es um die Startpunkte einer Kommunikation und beim Interpunktsionsproblem um die Störung bzw. um unterschiedlich wahrgenommene Interpunktionen. Bekannt ist hier Wazlawik und das Beispiel von einem Mann und einer Frau, bei der er sagt, er täte nichts weil sie nörgelt und sie behauptet, sie nörgle, weil er nichts täte. Man könnte auch Henne-Ei-Problem sagen. Jedenfalls ist unklar, ob nun das nörgeln oder die Untätigkeit zuerst da war.

Man könnte diese beiden Probleme auch auf den Staat, bzw. Religion im engeren Wortsinn, und der Gesellschaft übertragen.

Beim Stockholmsyndrom ist es so, dass der Staat der Geiselnehmer ist. Sie beginnt mit der Geburt oder einem Initiationsritus wie einer Taufe oder Annahme einer neuen Staatsbürgerschaft. Auch wenn man mit der Zeit merkt, dass die Idee doof war, gibt es kein zurück. Manche betrachten diese Zwangsgemeinschaft irgendwann als notwendig, verteidigen sie sogar, selbst wenn sie noch einige Zeit vorher gegen diesen agiert haben. Die meisten Menschen sind derart überzeugt davon, dass es eine väterliche Macht braucht, die auch Gewalt, körperlich (Polizei) oder psychisch (Sprachlich, über diverse Medien) einsetzen sollte, dass sie nicht mal, nachdem sie selbst Opfer waren, dies unbedingt verhindern würden. Sie leiden doch unter dem Stockhomsyndrom, oder?

Ursache dürfte in den meisten Fällen ein Interpunktionsproblem sein. Kein kommunikatives, sondern ein Gesellschaftliches. Denn immer wenn irgendetwas irgendwo schief geht oder anders gehen sollte, schreit man nach Politik und Macht. Sie wird immer als die Lösung angesehen. Aber ist sie es auch, oder ist sie vielleicht das Problem? Ich bin mir sicher, jeder kann hier unzählige Beispiele aufzählen, bei denen die Politik das Problem war und selten bis nie eine für alle Parteien einer Gesellschaft zufriedenstellende Lösung gefunden haben. Und trotzdem möchten wir mit unserer Partei irgendwann mal an die Macht und schaffen so neue Probleme. Außer manche, natürlich, die immer Recht haben. Und sind das nicht irgendwie alle? Ist das nicht das Problem, dass jede Partei den Alleinanspruch auf die Wahrheit haben will? Und weil das nicht sein kann, müssen zwangsläufig Probleme entstehen, die dem Wählervolk als Lösung verkauft werden. Also, Politik ist nicht die Lösung, Politik ist das Problem.

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